was kommt

Schlendern wir sonnig an Land, die Schiffsluft auf unserem Atemweg, die Wellen im Herzen. Im Hafen ein Schmuckstand, wie es wohl so viele gibt. Fahrende Händler*innen, die ihre Ware anbieten. 
Nadine sagt: komm, schauen wir uns das mal an. So spazieren wir an den Stand und begutachten die Schmuckstücke. Handwerklich kreativ hergestellt: viel Silber, ehemals Messer, Gabel und Löffel in wunderschönen neuen Formen. Geschwungen weich ornamental. Auch ebenso kräftig warm.

Nadine probiert einige Ringe an, begleite ich sie beim Suchen. Und nicht nur ich, sondern auch der fröhliche Verkäufer. Verspielte Rastazöpfe, cremiger Teint, leicht unrasiert um sein Lachen herum. Und eine aus Silbergabeln gebogene Herzbrille ohne Gläser rahmen seine Augen, die von einem Gummiband um den Kopf gehalten wird. Bester Laune bietet er uns seine Ware an.
Es sind einige schöne Exemplare dabei, sie stehen Nadine gut. Einer ist besonders schön und er gefällt ihr auch besonders gut. So nehme ich den Ring und frage den Verkäufer: Heute habe ich Geburtstag und werde 45 Jahre alt. Und für diesen Geburtstag möchte ich meiner besten Freundin diesen Ring schenken. Was soll er denn kosten?
Der Verkäufer schaut mich lächelnd an: das glaube ich dir nicht. Worauf ich entgegne: doch, klar. Moment… und ich hole meinen Ausweis aus der Tasche und zeige ihm den.
Er darauf: Tatsächlich… Warte mal…  er zieht seine Brille ab und beginnt, hinter seinem Tischchen mit Werkeln. Klopft mit seinem Hammer gekonnt und kraftvoll auf einem Stück Metall herum. Er nimmt kurz meine linke Hand, streift das Metallstück für einen Moment drauf, nimmt es gleich wieder ab.
Wir stehen in fröhlicher Spannung da und warten. Warten. Verlangsamen.
Dann hält auch er inne, sieht mich an. Vertrauter Bernsteinschimmer in diesem zeitlosen Augenblick. Herzlich durchdringend seine schnurrende Stimme: 
Geld ist nicht wichtig. 
Du hast heute Geburtstag. 
Ich wünsche dir alles Gute. 
Dieser Ring ist für dich. 
Du rennst noch zu viel. 
Was kommt, das kommt…
Er nimmt meine Hand und steckt mir den Ring an meinen linken Ringfinger.
Danke.
Mit einem Blick an Nadine und einem Lachen, das die Zeit wieder anschubst, ergänzt er: …und für den Ring für deine Freundin sagen wir mal 10 Euro.
Mein neues Schmuckstück an der Hand, ein warmer kräftiger Silberring mit einem wundervoll geschwungenen Rosenornament, der sich zart um meinen Finger schmiegt, zahle ich den Ring für Nadine. Und schenke ihn ihr. Sie freut sich riesig, der Verkäufer mit. So wünschen wir uns einen weiteren sonnigen Tag und schlendern weiter…

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