Das Herdentier verwendet vermeintliche Sachlichkeit als Vorwand für andere Bedürfnisse. Die Klassiker „schau einmal, wie toll ich bin“ oder „kümmere dich um mich“ – werden gerne mit beliebigen Sachinhalten gefüllt, um das eigentliche Bedürfnis zu transportieren. Das wird allerdings so nicht ausgesprochen.
Das Wesen verwendet Sachlichkeit als Sachlichkeit und spricht Bedürfnisse gegebenenfalls an. Wenn das Licht an ist, ist es an. Fertig.
Hier ist eine Grundverschiedenheit in der Sprachmotivation erkennbar: das Herdentier spricht, damit das Eigentliche verdeckt bleibt, das Wesen benennt das Eigentliche.
In der Folge bedeutet das, dass es für das Herdentier gut ist, wenn alles verdeckt bleibt und noch besser, im Verdeckten das eigene Bedürfnis bedient wird. Das macht Herdentierbefinden aus.
Für das Wesen ist es gut, wenn eine Lösung für alle Bedürfnislagen gefunden ist und dadurch Raum für Weiterentwicklung entsteht. Das ist wesentliches Wohlempfinden.
Je sachlicher ein Wesen auftritt, umso mehr geht das Herdentier davon aus, dass das Wesen eigentlich etwas verdecken will. Denn Herdentiere kennen lediglich die eigene Wahrnehmung als Maßstab.
Das erzeugt bei den Herdentieren Misstrauen gegenüber den Wesen, die aus deren Sicht ja so gekonnt die eigenen Bedürfnisse, die vermeintlich hinter der Sachlichkeit stehen, verstecken können. Es verunsichert die Herdentiere und sie fühlen sich zurückgesetzt, da es bei ihnen immer auch um Rangordnungen geht.
Hinzu kommt, dass in der folgenden „Kommunikation“ wahrscheinlich die versteckte Bedürfnislage des Herdentiers nicht „bedient“ wird, weil das Wesen ja tatsächlich sachlich bleibt. Wenn beispielsweise auf ein „Machst du bitte mal das Licht an?“ lediglich der Lichtschalter betätigt und keine Anerkennung geäußert wird, die womöglich mit der Frage versteckt transportiert wurde, fühlt sich das Herdentier missverstanden oder wenigstens nicht ausreichend gesehen – obwohl ja das Licht an ist.
Das erzeugt ein weiteres defizitäres Empfinden seitens des Herdentieres und es fühlt sich „herabgesetzt“.
Da das Herdentier davon ausgeht, dass das Wesen ebenfalls ein verstecktes Bedürfnis mittransportiert hat, es aber nicht erkennen kann, beginnt es, nach diesem „Verstecktem“ zu suchen – erfolglos, weil das ja nicht da ist. Das erzeugt dann weitere Unbefriedigung bei dem Herdentier und es sucht und sucht… während das Wesen möglichst sachlich lösungsorientiert spricht.
Auch wenn nun Worte aneinandergereiht werden, fehlt die Gemeinsamkeit in der Sprache. Das ist dann keine Kommunikation, sondern etwas anderes.
Ein Weg der annähernd funktionierenden Kommunikation besteht allerdings darin, jenseits aller diversen Motivationen – stets in Wertschätzung zu sprechen. So begegnen wir möglichen Missverständnissen mit Freundlichkeit und sämtliche versteckte Bedürfnislagen spielen keine Rolle beziehungsweise werden quasi universell „bedient“. In Liebe…