Gehwichtigkeit des Seins

Ein ebensolches modernes Herdentier-Marketingprodukt ist die Abnahme, dass der Mensch wichtig ist. Und besser noch, die kuriose, aber durchaus effektive Idee, die „Krönung“ der Schöpfung zu sein. Wer oder was hier auch immer schöpfen mag, schon alleine die Vielfalt und Fähigkeiten der Lebewesen betrachtet, ist der Mensch ein Exemplar in Arten. Nicht mehr und nicht weniger.

Es scheint wohl das Ego der Herdentiere in besonderem Maße anzutriggern, in irgendeiner Form wichtig zu sein – und doch innerhalb der Herde. So, wie das „Abarbeiten“ (dem Wort „abartig“ schon recht ähnlich) von Schuld ist das Versprechen der Wichtigkeit Illusion. 
Die Herde springt auf egoproduktive Konstrukte an, die dauerhaft nicht passen, weil der Mensch eben kein unabhängiges Einzelexemplar ist. Individuell ja, aber nicht mehr. Alle spüren es, alle sehnen sich nach Angehörigkeit. Und das ist gut so.

Der Marketingeffekt liegt nun darin, von außen diese Angehörigkeit vorzugeben. Alle die, die ein Reihenhaus besitzen, alle die, die einen SUV fahren, alle die, die… und die Herde stürzt sich eifrig hinein. Doch statt Zufriedenheit wendet sie sehr viel, zu viel Energie auf, genau hierin dann wieder „besser“ zu sein: der schönere Vorgarten im Reihenhaus, etwas mehr Geld als der Nachbar besitzen. 

Im Anerkennen, dass unsere Individualität, die eine Einzigartigkeit darstellt, von innen durch unsere Gaben kommt, entspannen wir wesentlich. Und das angenehme Bewusstsein der Unbedeutung schenkt uns Gelassenheit.
Im Anerkennen, dass wir ein ebensolcher Teil der Schöpfung wie alle anderen Lebewesen sind, erfahren wir eine lächelnde Balance.

Sieh hin, die Santosrose, eine sehr schöne Blume. Sie entsteht, sie wächst, sie blüht als lebendiger Beitrag der Schöpfung und sie vergeht. Sie hinterlässt Samen, die dann neue Santosrosen entstehen lassen. Im Laufe der Jahre werden sich die Santosrosen verändern, das ist der Kreislauf der Entwicklung und jede einzelne Santosrose trägt bei. 
Im Anerkennen aller Schönheit dessen, ist unser wesentlicher Weg prinzipiell ebenso. Wir entstehen, haben eine Kombination von Gaben, diese Erblühen als lebendiger Beitrag der Schöpfung und wir vergehen. Dabei entwickeln wir. 

Alle Wesen leben das natürlich, nur der Mensch hat in weiten Teilen offenkundig „vergessen“ und sich selbst künstlich in eine andere Position begeben. Dadurch wackelt die Balance, aber auch diese Dekonstruktion ist Bestandteil des Ganzen.
Auf Dauer ist die selbst gewählte Kronen-Position nämlich langweilig, weil unpassend. So hechtet der Mensch ständig nach Neuem. Produkte auf den Markt bringen, wo es nicht einmal vorher Bedürfnisse gab – die werden dann gleich mit produziert. Krankheiten auf den Markt bringen, weil Medikamente auf Symptome ansprechen, die Profit bringen. Das ist allerdings keine wirkliche Entwicklung, sondern Herdentier-Balancewackeln. Sensationshechten. 

Es geht nicht darum, etwas Neues zu finden. Das Wesentliche ist fortwährend da. Diese Schätze gilt es, in wesentlicher Demut zu heben. Hinsehen, Entdecken, Erfinden, Kombinieren, Spielen in Freude, ein Bestandteil der Schöpfung zu sein. Wertfrei, mit welchen Inhalten auch immer. Von innen.

Achten wir unsere Natur. Ganz natürlich in Liebe…

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