Wie geht es dir?

Bedürfniszentrierte Kommunikation meint, dass die Worte so gesprochen werden, wie sie auch gemeint sind (von ironischem Humor, Lyrik, Wortspielen o.ä. abgesehen).
Das reduziert Missverständnisse. Dennoch stets im wesentlichen Bewusstsein, dass mein Gegenüber eine andere Wahrnehmung hat oder das gleiche Wort in einer anderen Bedeutung anwenden kann. 

Wir sprechen niemals komplett deckungsgleich miteinander. Nachfragen hilft, die Schnittmengen übereinander zu legen. Und Intuition ist unser Wegweiser. Je größer dieses Feld schwingt, umso harmonischer und konstruktiver ist die wesentliche Gesprächsentwicklung.

Ein schönes Beispiel ist die Frage „Wie geht es dir?“ Wenn ich dir diese Frage stelle, dann aus dem Grund, weil ich tatsächlich ein Interesse habe, wie dein Wohlbefinden ist. 
Herdentiere verwenden diese Frage als allgemeinen Gesprächsöffner, als  „sieh mich“, „ich-sage-einfach-mal-irgendwas-nettes“ bis hin zu „ich-sage-erst-einmal-irgendwas,- weil-ich eigentlich-selbst-etwas-loswerden-möchte-und-das-mal-noch-vorschiebe“ und sicher mehr.
Die gleichen Worte haben hier also vielfältige Bedeutung. 

Die Bedürfniszentrierten Kommunikation geht davon aus, dass mein Gegenüber mit dieser Frage ein Bedürfnis geäußert hat und ich antworte dementsprechend mit dem meinem. 
Worte haben Inhalte und es klart die Kommunikation auf, wenn ich mich nach diesen Inhalten hinsichtlich der Bedürfnisse der Beteiligten orientiere.


Es ist durchaus passend, wenn sich zwei Menschen zufällig mit der gleichen Intension begegnen, wie das beispielsweise beim herdentlichen „small talk“ der Fall ist. Das ist allerdings keine wesentliche Kommunikation, denn die Bedürfnisse dahinter sind nicht das Gesagte. Trifft sich das, ist man sich unausgesprochen „einig“, soweit das möglich ist, dass die Worte wohl generell keine weiteren oder überhaupt Inhalte haben. 
Es geht darum, sich zu begegnen und Aufmerksamkeit zu tauschen. Wenn es dabei vergleichsfrei bliebe, ist nach dem „Guten Tag“ eine schöne Gedichtzeile zitieren oder eine Melodie summen im Wenigsten eine wesentliche Stimmungsverschönerung. Oder auch Gedankenanregung. Da die Herdentiere allerdings stets im Vergleich unterwegs sind, dient der „small talk“ eigentlich dem Reden „um zu“. Kleinklein und Rangordnung.
Herdentiere reden weniger wegen der Inhalte, sondern „um zu“ verdeutlichen, dass sie irgendetwas meinen, was sie so aber nicht aussprechen. 
An dem „Wie geht es dir?“ – Beispiel sind das alle Varianten, die nicht dein Wohlbefinden im Sinn haben, wenn diese Frage gestellt wird. 

Kommen nun Bedürfniszentrierte Kommunikation und „um zu“-Reden aufeinander, ergeben sich nicht selten Missverständnisse. Jedoch lassen sich diese wesentich reduzieren, wenn du in diesem Bewusstsein sprichst und deinem Gegenüber in Güte begegnest.

Wenn du also mal wieder die Frage „Wie geht es dir?“ gestellt bekommst, bedanke dich dafür und lächele. Ein authentisches allgemeines „Danke“ für das Interesse am Sprechen. Unabhängig einer Intension.
Und die weiteren Reaktionen deines Gegenübers zeigen dir dann, worum es ihm oder ihr eigentlich geht. Wird ein Bedürfnis geäußert, ist ein wesentlicher Gesprächseinstieg entwickelbar.
So ist es möglich, allen in Freundlichkeit zu begegnen. In Liebe.

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