Sei wesentlich erstaunt

Wesentlich Gesagtes in der bedürfniszentrierten Kommunikation ist so anders als das Herdentier-sieh-mich-aber-ich-verstecke-es-Reden.
Ursache ist, dass die Herde stets ihr selbst in das Gesagte gibt. Es geht nur so. Sobald sie Laute von sich gibt, ist das Ego beteiligt – und somit eben die Rangordnung. Eine Art Brüllen, „um zu“ schauen, wer besser ist. Herdentiere brauchen das zur Identitätsbildung.

Wesentliche Gespräche sind etwas anderes. Du kommunizierst weit möglichst auf der Sachebene – im Bewusstsein, dass dies auch immer deinen subjektiven Anteil deiner Wahrnehmung hat – , also von dir selbst ein Stück losgelöst. Wobei du deine Bedürfnisse allerdings klar äußerst.

Es sind also zwei ganz unterschiedliche Aspekte, die alltäglich für Missverständnisse sorgen können:
Darstellung, ja, gerne auch mit deiner wesentlich individuellen Meinung losgelöst des Sachverhaltes oder ein mehr oder minder verstecktes „ICH sage jetzt was und schau, wie toll ich bin, denn damit bin ich besser als du“. Das eine ist klar und offen, das andere verwischt und versteckt.

Sei wesentlich erstaunt, mit wie wenig Aussagen deinerseits solch ein Herdentiergerede weiterläuft. Womöglich bekommst du eine Frage gestellt, auf die du noch keine Antwort gegeben hast –  und das macht dem Herdentier gar nichts aus. Er oder sie redet einfach weiter. Ist das dann Gesagtes über die Person selbst. Denn es ging ja gar nicht darum, tatsächlich eine Antwort zu erhalten, sondern das Ego redet.

Nicht selten kommen dann im Laufe des weiteren Redens des Herdentiers die Bedürfnisse deutlicher hervor. Aber stets, ohne sie zu benennen. Du kannst es dir lächelnd erschließen. Wenn dem so ist, lass ihn oder sie gerne reden und höre. Mit der ursprünglich gestellten Frage hat das dann allerdings nichts mehr zu tun. Es ist aber eine Möglichkeit, wie deine Bedürfnisorientierte Kommunikation und die „um zu“-Kommunikation miteinander auskommen können -oder wenigstens eine freundliche Art der Verständigung ermöglicht. 

Höre lächelnd staunend. Recht schnell entsteht im Wenigsten der Eindruck, dass innerhalb der Herde beide ihre jeweils eigene Situation, nicht selten eine Belastungssituation, lediglich „aneinanderreihen“ und das auch gut so finden. 
„Ich hab ne blöde Erkältung und die letzten Tage nur gehustet.“
„Und ich hab schon mal ne Bronchitis gehabt.

Beide wollen vermutlich eigentlich vermitteln, dass es ihnen besser als in der aktuellen Situation gehen könnte, dass sie gesehen werden wollen und mehr Aufmerksamkeit brauchen. Die Egos klingeln – und einer oder einem von beidem muss es ja schließlich schlechter gehen – wegen der Rangordnung. Ausgesprochen wird das allerdings nicht und beide waren, was nach außen sichtbar wurde, zumindest vorübergehend zufrieden.

Mit Dialog hat das allerdings nichts zu tun.
Wesentliche Bedürfniszentrierte Kommunikation ist ein Gespräch: beide sprechen über ein Thema. In diesem Thema werden weitere Inhalte ergänzt – auf der Sachebene und Bedürfnisse werden gegebenenfalls benannt. So entsteht ein Zugewinn oder Wachstum für beide – und vor allem für den Gesprächsverlauf. In Liebe.

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