Das letzte Depeche Mode-Konzert ist ja nicht lange her, aber mit der eigenen Biografie kann man immer mal wieder tanzen gehen. Diesmal „front of stage“.
Das weniger Gute daran ist, dass sich hier in großen Teilen die gebündelte Dekadenz getroffen hat. Je mehr so einige Leute für eine Konzertkarte bezahlen, umso unfreundlicher werden sie wohl. Keine Ahnung, ob es an der an sich schon recht versnobten Stadt Düsseldorf lag, aber da trafen sich viele verbissene Gesichter, die einen nicht mal vorbei gelassen haben, wenn man was zu trinken haben wollte. Die Hauptbeschäftigung bestand darin, sich irgendwie zu präsentieren und für die ach-so-teuer-bezahlten Karten möglichst wenig Spaß zu haben. Mir stellte sich die Frage, wie viele von denen überhaupt wirklich was mit Depeche Mode anfangen können oder ob es nur gerade mal hip war, an dem Konzert teilzunehmen, weil es die letzte Tour sein könnte.
Das aber viel bessere Gute an so einer Karte ist, dass es auch grad mal egal ist, wenn dann Dave, Martin und Fletcher auf die Bühne kommen und du so nah bist, dass du ihre Mimik sehen kannst, nicht mal im Gedränge stehen brauchst und gefühlt fast mit auf der Bühne stehst.
Ein sehr schöner Moment, Martin am Ende eines Liedes lachen zu sehen.
Und ja, „front of stage“-Bereiche, die extra kosten, sind kommerzieller Mist. Aber dann: bei der Zugabe – und das war anders als beim letzten Konzert – steht Martin Gore plötzlich da, holt mehrmals tief Luft, blickt zu Boden und beginnt, „Somebody“ zu singen. Bei den ersten Worten weint er, aber er singt weiter. Es ist still in der riesigen Halle mit den tausenden von Leuten. Er singt dieses Lied, seine Mimik dazu. Am Ende schaut Dave ihn an und sagt: „Thank you, Mister Martin Gore.“ Ein unbezahlbarer Moment…