Buchaufbinderei

Macht es einen immensen Unterschied, ob du von außen einen Glauben annimmst oder aber in wesentlicher Überzeugung handelst. 
Ebenfalls im Christentum findest du ein solches Herdentierphänomen. Alleine das Wort „Christentum“ weist darauf hin, dass hier nach dem Leben und seiner Lehre vorgegangen wird. Mal davon abgesehen, dass Jesus weiterhin ein Mensch war, der einen bemerkenswerten Lebensstil gelebt und geprägt hat, ist das Vorgehen der Übernahme seiner Lehre doch recht kurios.

Da gibt es ein Buch, welches sich Bibel nennt. Ein großartiges Buch. Die Bibel ist ein Abbild der Welt, wie es einige weitere Abbilder gibt, beispielsweise das Internet. Alles kommt vor. Sex and Crime, Liebe und Tod, Krieg und Frieden.
Das Alte Testament so ganz anders als das Neue Testament. Viele Widersprüche: ging es noch im Alten Testament um „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, kommt im Neuen mit dem „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ eine völlig andere Sichtweise ins Spiel. Dopplungen in anderen Varianten – mal mit und ohne Rippe, mal von Markus, dann von Lukas; Lyrik, Prosa, und und und. Eben von allem etwas. In Gemeinsamkeit der Glaube an Gott als Verständnismodell. Ja, auch hier ist der Gott des Alten Testamentes so anders als der des Neuen.
Und ja, Jesus, auf den das Christentum zurück geht, ist lediglich im Neuen Testament Bestandteil. 

Das Interessante ist nun, dass also mit einem halben Buch ein Glaubenskonstrukt aufgebaut wird. Zur Zeit vor der Erfindung der Buchdruckkunst noch teilweise nachvollziehbar, wenn auch bedenklich, dass die Herde nach einem Buch gelebt hat, was sie noch nicht einmal lesen konnte.
Diese Zeiten sind längst vorbei – die Bibel ist das meist gedruckte Buch der Welt. Allerdings nur gedruckt (oder auch digital vervielfältigt), denn die Rate derer, die es auch gelesen haben, ist weitaus geringer. Und das mit Buchdruckkunst. 
Das Kuriose ist daraufhin, dass es also nicht wenige Herdentiere gibt, die sich als Christen bezeichnen, ein (halbes) Buch – beschriftete Papierseiten – als Grundlage ihres Glaubens und es noch nicht einmal komplett gelesen haben.

Lediglich einzelne Sätze und subjektive, aber fremde Interpretationen vorziehen? Das ist etwa, wie wenn ich ein Haus kaufe (mit Kredit), den Vertrag aufgrund von Erzählungen anderer abschließe und dann nur eine Etage bewohne. Doch wird daran geglaubt, dass es ein gutes Haus ist, und sogar besser als das, worin andere wohnen. Das mögen Herdentiere besonders gerne, wenn sie glauben, dass sie es besser haben als andere. Es befördert ihr Ego, wenn andere Herdentiere vermeintlich mehr Defizite aufweisen. Vielleicht keinen Vorgarten haben oder weniger erfolgreich sind.

Alles gut funktionierende Mechanismen von außen. Der Glaube kommt bequem von außen durch andere, das Herdentier braucht nicht einmal das halbe Buch lesen und darf das Ego ggf. mit Zitaten schmücken. Allerdings auf Kosten deiner eigenen Meinung und zugunsten der Manipulation von außen – Herdentierseelenmarketing.

Dein Wesen handelt stattdessen in Überzeugung, soweit als machbar selbst angeeignet und erfahren. Deine Überzeugung kommt also – genau anders heran – von innen. 
Das hat enorme Wirkung in deiner Eigenverantwortung, deiner Selbstwirksamkeit. 
Wie bequem ist es doch, wenn das Herdentier im Bedarfsfall schlicht die Verantwortung in einen Glauben schieben kann, und meint noch, das Ego und damit den eigenen Willen verschleiern zu können? 

Wesentliche Verantwortung entspringt stets im selbst und fließt in der Folge fröhlich in andere. In Liebe…

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