Das Pferd ist eine Frau

Anita zieht mir eine Karte für meine Reise: die Frau auf der weißen Stute. Sie möge mich begleiten. Ich lache, denn ich plane die Reise auf einen Pferdehof. Diese Karte ist dann wohl naheliegend, meine ich zu diesem Zeitpunkt. Ist sie auch, doch in einem ganz anderen Ausmaß.

Auf dem Pferdehof angekommen, beginnt das Seminar. Es geht um energetische Begegnung mit Pferden. Larissa, die das Seminar leitet, gibt einige Erklärungen zu Inhalt und Ablauf.

Dabei erzählt sie, wie sie zu ihrer achtsamen Art mit den Pferden zu „arbeiten“ gekommen ist. Sie stand eines Abends in einer Reithalle mit einigen Pferden. Mit einmal fühlte sie sich anders, schaute sich um und eine Frau kam auf einer weißen Stute in die Halle geritten, in Licht gehüllt. Sie kam zu Larissa und sagte ihr, dass die eigentlichen Begegnungen der Menschen mit Pferden ohne Zügel stattfinden. Und Larissa entdeckte daraufhin ihre Gaben in der energetischen Begegnung mit den Pferden. Durch diese Erscheinung hat sich ihre Haltung zu den Pferden verändert.

Ab diesem Moment hat das Seminar meine volle Aufmerksamkeit. Larissa beschreibt die Frau auf der weißen Stute in ihrer Erzählung detailliert. Ich hole mein Smartphone aus der Tasche und schaue mir das Bild von der Karte an, die Anita mir gezogen hat. Sogar die Details stimmen überein. Das beeindruckt und begeistert mich; hier bin ich richtig. Und ich fühle, dass sich hier einige Dinge für mich offenbaren werden.
Und während Larissa uns weitere Erklärungen zu den Energien der Pferde gibt, sehe ich sie. Die weiße Stute. Sie ruft mich: schön, dass du hier bist, lächelt. Und ich fühle, dass ich mit dieser Stute besonders verbunden bin.

So wähle ich die Stute Carubi am nächsten Tag als Begleitung im Roundpen. Sie kommt und freut sich. Unser Band intensiviert sich. Wir stehen uns gegenüber und ich höre sie sagen: Willkommen Schwester. Du bist hier, weil du etwas erfahren darfst. Ich biete dir an, dir den Rest Trauer über den Tod deines Vaters zu nehmen und dir dafür eine seiner Gaben zu zeigen, die du in dir trägst. 
Ich fühle mich wie in einer leichten Trance, kenne dieses Empfinden aus Meditationen und ThetaHealing®. Ich bin im Roundpen aber gleichzeitig auch in einem viel viel größeren Raum mit dieser Stute. Es ist spürbar, dass sich der Energiestrom zwischen uns intensiviert, ich kann ihn fast sehen. Es ist wie eine liegende acht zwischen uns. Und fließt und fließt. Wir sind Schwestern und auch eins. Und ich begreife. Die Trauer, die ich noch in mir trug, war ein Hinweis, dass hier etwas ersetzt werden darf, verändert werden darf. Trauer ist noch nicht empfangene Gabe. Und Carubi ist nun das Wesen, das mit mir diese Veränderung durchführt. In meiner freien Wahl. Im Sein.

Sie sagt zu mir: komm, lass uns gemeinsam ein Stück gehen. 
Und ich höre Larissa sagen: Nina, versuche mal, mit Carubi spazieren zu gehen. 
Also gut, so gehe ich los und Carubi ebenso. Es ist energetisch so synchron als haben wir einen Körper. Wie Fische in einem Schwarm. Ohne viel Bewegung schreiten wir dahin im höchsten Energiefluss. Du wundervolle Stute in deiner Weiblichkeit. Und Carubi erzählt mir während unserer Spaziergangs, dass sie für die kraftvolle Weiblichkeit steht, das Weibliche ist weich und klar. Der Tanz in Schönheit und Würde, die schwesterliche Einladung. Dass ich mich für meine Gaben öffnen möge. Dass ich meine Kraft annehmen und mich ihr öffnen möge. Über meinen Schatten springen, loslassen. Die Energie öffnet den Raum für die besitzlose Präsenz. Frieden ist Offenheit. Wir Königinnen sind hier, um die Magie auf die Erde zu bringen.
So schwingen wir eine Weile außerhalb von Zeit und Raum, fröhlich bewegt. Dann ebbt dieser höchste Energiefluss geschmeidig ab. Zurück bleibt eine lächelnde Verbindung zwischen uns. Ich bin tief bewegt, bedanke mich bei ihr. Carubi bedankt sich ebenfalls: es ist mir eine Freude, liebe Schwester, dafür bin ich hier.

Langsam nehme ich den Roundpen und das Seminar wieder deutlicher wahr. Alle sind gut gelaunt. Sie haben mich mit Carubi harmonisch durch den Roundpen tanzen sehen. Sie sagen, dass wir irgendwie geleuchtet haben. 

Und mir wird klar, dass die anderen unseren Dialog in der Art, wie ich ihn wahrgenommen habe, so nicht mitbekommen haben. Mir fällt die Zorrokatze ein. Mit fallen meine beiden mitwohnenden Katzen ein, ich höre sie reden. Ganz leicht.
Und ich beginne zu begreifen, dass dies die Gabe ist, von der Carubi gesprochen hat. Das ist meine transformierte Trauer. Ich bin mit Tieren in einer Weise verbunden, dass sie sich mir direkt mitteilen können. In einer Art Telepathie. Ohne die Deutung von Körperhaltung oder Geräuschen. Das geschieht auf einer anderen Bewusstseinsebene.

Und wieder setzt mein Empfinden ein, dass dies ein ganz natürliches Geschehen ist. Das dies permanent um mich herum geschieht. Und es ruft nach mehr…

„Das Pferd ist eine Frau“ (Larissa Simon)

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