Da braucht man nicht groß recherchieren oder sich reinarbeiten – einfach mal bei Wikipedia schauen und lesen, was da zu Ratingagenturen steht. Es ist vermutlich kein Zufall, dass einem beim quer rüber scrollen das Wort „Teufelskreis“ ins Auge sticht, aber gut, erst einmal lesen, was da steht…
Der erste Satz ist noch nicht zu Ende, und man weiß, dass es sich bei Ratingagenturen um „private, gewinnorientierte Unternehmen“ handelt. Nicht schwer zu verstehen: es geht um private Interessen, eigene Bereicherung, Geld machen. So, wie die grundsätzliche Zielsetzung bei solcher Art Unternehmen auch sein soll. Sonst würde es ja „sozialorientiert“ oder „zukunftsorientiert“ oder sonst wie heißen.
Der erste Satz dann weiter, wird deutlich, dass diese privaten, gewinnorientierten Unternehmen unter anderem „auch Staaten bewerten“. Staaten sind politische Ordnungen in welcher Form auch immer. Und da wird es schon seltsam. Das heißt, wenn ein Staat beispielsweise die Demokratie als Form gewählt hat, gibt es private, gewinnorientierte Unternehmen, die diese bewerten. In der sogenannten Demokratie, in der ich beispielsweise lebe, habe ich nicht bewusst mitentschieden oder wurde informiert, dass das so vereinbart wurde. Mag sein, dass das vor lauter anderer wichtiger Nachrichten wie ein geplatzter Reifen an der A3 irgendwie an mir vorbei gegangen ist. Wer mir Infos geben kann, wo ich das hätte laut demokratischen Prinzipien beeinflussen können, bitte gerne melden.
Liest man weiter, stellt man fest, dass Ratingagenturen in der Regel staatlicher Aufsicht unterliegen. Das ist ein ehrenwertes Ansinnen, beinhaltet aber auch, dass das in der Umsetzung nicht immer so ist. Das ist dann ein weniger ehrenwertes Ansinnen und ich habe bisher keine Liste gefunden, die mir zeigt, welche Agenturen einer staatlichen Aufsicht unterliegen und welche nicht.
Liest man immer noch weiter, wird ein Verfahren der Bewertung – auch von den Staaten – erklärt. Dies besteht aus Buchstabenkombinationen, die an die Effektivität von Kühlschränken erinnert. Da wurde ja die Reihenfolge falsch angesetzt und in ein paar Jahren kleben dann so viele As auf den Kühlschränken, dass man sie nicht mehr erkennen kann und fast meinen könnte, so ein Berg voller As produziert Strom und ist ein super Beitrag an die Umwelt.
Übertragen auf die Ratingagenturen kann so eine AAA-Bewertung auch schon mal davon ablenken, dass es sich um die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung von Schulden handelt. Was ist das denn für eine Leistung, wenn mir ein privates, gewinnorientiertes Unternehmen drei As verleiht, die ausdrücken, dass ich ganz toll darin bin, meine Schulden zurück zu zahlen? Und wer hat denn die Probleme, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass ich meine Schulden zurück zahle, von AAA auf AA zurück geht? Ich oder diejenigen, bei denen ich mein Geld geliehen habe..?
Liest man dann weiter, wird es immer seltsamer. In der EU werden Agenturen anerkannt, die keine Genehmigung zur Ausübung von Ratingtätigkeiten haben, Agenturen in den USA bewerten selbst die USA, und und und.
Da ist von „Bewertung durch unabhängige Dritte“ die Rede. Wie soll das denn gehen? Bei der Bewertung von Staaten müssten das Leute sein, die keinem Staat angehören. Vielleicht eine Ratingagentur von Außerirdischen oder einem noch unbekannten Indianerstamm im Amazonasgebiet..? Dann bleibt aber immer noch der erste Satz mit den „privaten, gewinnorientierten Unternehmen“.
Es loht nicht wirklich, bis zum Ende zu lesen, denn der Widerspruch, dass private, gewinnorientierte Unternehmen irgendetwas unabhängig bewerten, löst sich nicht auf. Im Gegenteil.
Und was das Erstaunliche daran ist: das ist in einer ganz einfachen jedem zugänglichen Quelle zu lesen, wir hören von den Ratingagenturen seit einer gewissen Zeit im Radio, als wären sie schon immer da gewesen – das ist nicht so – und kaum jemand geht dagegen vor, dass sich private, gewinnorientierte Unternehmen ganz offiziell über die Staatenformen stellen… Ich wäre dafür, dass anstelle des Begriffs „Ratingagentur“ mal eine Zeit lang „privates, gewinnorientiertes Unternehmen“ gesetzt würde – die Nachrichten klängen etwas anders…