Auf der einen Seite sinkt seit Jahren die Zahl der Kinder, auf der anderen Seite macht die Kinderspielwarenbranche immer mehr Umsatz. Das kann nur klappen, wenn die Kinder entweder sehr teure Geschenke bekommen oder ganz viele oder eben beides.
Sobald es Richtung Dezember geht, wird man zugebombt mit Dingen, die die Kinder angeblich auf jeden Fall benötigen. In vielen Geschäften gibt es dann von den Verkaufsleuten schon mal kleine Geschenke für die Kinder, damit sie sich möglichst dran gewöhnen, die Forderungshaltung hoch zu hängen. Wer einen Stadtbummel mit Kind macht, wird ungefragt mit einer Ladung an Sachen zu Hause ankommen. Und wer würde seinem Kind ein Geschenk in einem Geschäft verweigern?
Und es klappt: während in anderen Bereichen eher mal was gespart wird, gibt es bei den Geschenken für die Kinder kaum Grenzen. Bis es dann Weihnachten ist, durchlaufen nicht nur die Kinder so viele Events – Märkte, Weihnachtsfeiern und immer gibt es irgendwas.
Am Nikolaustag findet nicht selten schon mal ein vorgezogenes Weihnachtsfest statt, weil es die Kinder ja so gar nicht mehr aushalten können, sich die Zeit bis zum 24. mit ihren vielen Adventskalendern zu vertreiben. Alle müssen schenken. Sämtliche Omas, Opas, Onkel, Tanten und wer noch alles. Bei der geringen Kinderzahl kommt da eine unglaubliche Geschenkeanzahl pro Kind zustande.
Da ist das eigentliche Weihnachtsfest noch nicht mal dabei… Bis dahin sind die Kinder meist schon so reizüberflutet, dass sie an den anstrengenden Weihnachtstagen, wo eine Bescherung nach der anderen stattfindet, kaum noch was mitbekommen. Ein gesunder Mechanismus schaltet nämlich vorher ab und das ist gut so. Das ist mit wahrer Freude aber nur schwer vereinbar.
Mit einer gemütlichen Weihnachtszeit hat das alles wenig zu tun. Freude an einfachen Keksen, Kerzen oder Düften bleiben auf der Strecke. Der Genuss der Geschenke, die Sorgfalt bei der Auswahl, auch. Und die Zeit, die man in Ruhe mit den Kindern verbringt, erst recht.
Diese Geschenkeüberflutung ist nicht zu gebrauchen. Wie sollen Kinder denn eine einigermaßen realistische Wertschätzung lernen, wenn sie über den Dezember hinweg Sachen in Unsummen erhalten? Es lohnt sich, das mal an einzelnen Kindern zusammen zu rechnen.
Ich wüsste gerne mal, wie viele der in der Weihnachtszeit gekauften Spielsachen ungenutzt irgendwo landen – wenn es gut läuft, wenigstens noch bei einem anderen Kind und nicht direkt auf dem Müll. Wobei das immer schwieriger wird, weil die Spielwarenindustrie die Artikel möglichst individuell gestaltet, damit die Weitergabe erschwert wird…