Der Lebkuchenmann – 22. Dezember 2013 Mainzer Kammerspiele

Noch bevor das Stück los ging, ließ das Bühnenbild mit Liebe zum Detail ahnen, dass der Lebkuchenmann die Weihnachtstage einläuten kann. Die Darstellung eines überdimensionalen Küchenschrankes lud zum Träumen ein.
Weniger zum Träumen luden einige Familien ein, wo man sich tatsächlich fragen muss, warum sie mit ihren Kindern ins Theater gehen. Den Vätern deutlich anzusehen, dass sie grad lieber 2. Bundesliga schauen würden, die Mütter total entnervt. Taschen voll Equipment – Spielsachen, Essen, Trinken, Autositze, Bücher und wer weiß was noch alles. Nur haben die Kinder daran überhaupt kein Interesse. Rennen statt dessen im Theatersaal rum oder hängen ohne Schuhe so auf ihren Sitzen, dass Nachbarn gestört werden. Und die Eltern? Lächeln hilflos und meckern sich dann gegenseitig an. Ohne Worte. Warum bleibt nicht einfach einer zu Hause und ruht sich mal aus oder schaut 2. Bundesliga?
Vor Beginn des Stückes werden mittlerweile die Regeln bekannt gegeben, wie so ein Theaterstück zu bewerkstelligen ist. Z.B. dass die Kinder doch sitzen bleiben möchten, dass sie andere nicht stören, dass die Eltern auf ihre Kinder acht geben sollen, dass diese nicht die Kulissen beschädigen und so weiter. Und ja, es ist leider notwendig, darauf hinzuweisen. Da hat das Fremdschämen längst eingesetzt.
Aber sobald das Stück begonnen hat, ist das vorübergehend vergessen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler vermitteln eine nette Geschichte, singen und tanzen toll dazu und die Mafiamaus ist großartig.
Sie ist so großartig, dass sich eine Mutter in der Pause tatsächlich beschwert, dass ihr zweijähriges Kind verstört werde. Auf den Hinweis, dass das Theaterstück ab 4 Jahren empfohlen ist, reagiert sie sehr pikiert, denn man könne ihr ja nicht verbieten, mit ihrem Kind ins Theater zu gehen. Manchmal frage ich mich, woher dieser Wahn kommt, dass Kinder alles möglichst früh erfahren müssen – vermutlich werden sie sonst kein Superstar..?
Jedenfalls machen die anderen Kinder nicht den Eindruck, als würden sie von einer Maus, die durch einen Küchenschrank springt und Salz- und Pfefferstreuer jagt, während sie permanent die Buchstaben verwechselt, traumatisiert. Im Gegenteil ist die Stimmung gut, die Kinder freuen sich und bei den genervten Eltern macht sich sogar auch etwas Entspannung bemerkbar.
Insgesamt ein schönes Theaterstück, nett umgesetzt und für diejenigen, die sich drauf einlassen, eine schöne Gelegenheit, mit den gemütlichen Weihnachtstagen zu beginnen…

 

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