Schade, dass die olympischen Spiele an einem Punkt des „hop oder top“ angelangt sind. Die einen rufen richtigerweise zum Boykott auf. Wie sollen denn die Grundgedanken der neutralen Chancengleichheit und eines fairen Wettkampfes, der sogar Kriege verhindern können soll, umgesetzt werden, wenn an den Austragungsorten keine Presse- und Veranstaltungsfreiheit gegeben ist. Die Plattform, dies zu demonstrieren, ist dann doch zu eingeschränkt. Wie fühlt man sich denn da als „Goldmedaille“? Wer schafft es denn tatsächlich noch, an den olympischen Spielen ganz neutral teilzunehmen – auf gesunde Art und Weise? Bei andauernden Diskussionen um Doping, Korruption, Wettskandale und Vermischung mit politischen Interessen dürften auch hier nicht wenige Einschränkungen gelten.
Wieso werden an den Austragungsorten Infrastrukturen geschaffen, die für ein Leben außerhalb der olympischen Spiele nicht passend sind und viel Geld kosten? Wenigstens die Baufirmen freuen sich darüber.
Auf die Spitze getrieben wird das Ganze dann noch mit einem künftigen Austragungsort, wo noch nicht einmal klar ist, ob die dortige Umweltkatastrophe überhaupt schon beendet ist – ganz zu schweigen von den Auswirkungen…
Doch was ist mit denjenigen, die sich für die eigentlichen Ideen der olympischen Spiele einsetzen? Diejenigen, die auf faire Art und Weise zum Wettkampf antreten wollen? Die werden dann leider nicht selten ungeachtet mit boykottiert.
Es ist ja kein olympisch eigenes Phänomen, dass ab einer gewissen Größenordnung die Grundgedanken zugunsten von Macht und Profit verloren gehen.
Aber wieso wird das immer wieder hingenommen? Wieso laufen die Diskussionen bestenfalls dahin, dass ein bekanntes Phänomen wieder stattgefunden hat? Interessant ist, dass viele meckern, mögliche Lösungswege aber weder versucht, ja noch nicht einmal öffentlich diskutiert werden.
Es wäre doch beispielsweise durchaus möglich, die olympischen Spiele zu dezentralisieren. Nach dem Prinzip: pro Sparte ein Land. Oder ein Rotationsprinzip nach Kontinenten – so, wie in den olympischen Ringen als universelle Idee dargestellt.
Klar, die großen „all together“-Feiern gäbe es dann so nicht. Aber da nehmen sowieso nicht all together teil. Die technischen Möglichkeiten sind gegeben, dass man aus vielen Parallelveranstaltungen ein Ganzes aufbereiten könnte – so, wie es ja in großen Austragungsländern bereits geschieht. Statt den Riesensponsoren gäbe es viele kleine, statt einem TV-Übertragungsrecht gäbe es viele, statt einem politischen System, welches profitiert, müssten sich die unterschiedlichen Systeme arrangieren. Bleibt allerdings die Frage, ob solche olympischen Spiele überhaupt möglich und gewollt sind…