Ludovico Einaudi – 18. Juli 2014

Der Innenhof der alten Zitadelle über der Stadt gelegen an einem warmen Sommerabend. Der passende Ort und Moment für Ludovico Einaudi. Ein historischer Ort der vielen Momente des Erlebens:
Die Schwüle des Tages nimmt ab, die blaue Stunde beginnt und nach wenigen einsetzenenden Tönen erreicht der Zauber der Musik die Gesichter und den gesamten Platz.
Wolken schwimmen am Himmel, seicht verändert sich stets das Licht, Vögel zeichnen ihre Formationen zu der stillen Lebendigkeit in den Tönen. Wundervoll. Es scheint fast, als wären die Vögel zum Tanzen erflogen.
Es gibt wohl nur sehr wenige Menschen, die es verstehen, andere mit Präzision durch solch eine Stimmungsvielfalt zu tragen. Du empfindest noch die schönsten Harmonien, hörst zeitgleich Dissonanzen, ohne dass dies im Widerspruch zueinander steht. Wachsen, Schrumpfen, Fallen, Tanzen. All dies und noch viel mehr ergibt erst eine umfassende Genialität.
Die Rhythmik und die wiederkehrenden Sequenzen. In der Wiederholung doch immer eine feine Nuance anders, tiefergehend. Erzeugen sie in minimalistischer Weise solche Spannungen. Vom dem Leid, der Dramatik und Not in Tonsequenzen durchschreitend. Bis fast in den unerträglichen Schmerz der Violinen, dann die Auflösung dessen darin in freudigem Dur und weiter in der Dissonanz. Aber nicht mehr ganz so dramatisch, umso spannungsvoller. Die Celli verschwimmen zart in einer sich entwickelnden Stärke, Anmut wächst. Und so entsteht aus dem Leid die Kraft, die zur lächelnden Freude und Lebendigkeit führt.
Solche Stimmungsvielfalt voller Geschichten in einer übergeordneten Stabilität der Rhythmik. Faszinierend und beeindruckend.
„Was ist in so einem Kopf los, dass man so schöne Musik machen kann..?“ (Mahnia H.)
Das alles ohne Tamtam, Selbstdarstellung, Großleinwandübertragung, special effects und sogar auch ohne Ensemble: mit einigen wenigen Tastenklängen gelingt ihm dies ebenso wie mit den Musikern. Großartig.
Die Gabe des Rhythmusgefühls ist unter den Menschen unterschiedlich verteilt. Wie so vieles. Aber wer kein Rhythmusgefühl hat und dies offenkundig zeigt bzw. hören lässt, stört damit empfindlich diejenigen, die ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl haben. Es ist auch nicht notwendig, direkt mit dem letzten Ton eines Stückes mit Klatschen zu beginnen. Vor allem dann nicht, wenn es noch nicht der letzte Ton ist. Und es ist sicherlich auch nicht notwendig, unaufgefordert auf Kosten der Hörbarkeit mitzuklatschen – nur, um zu zeigen, dass man ein Stück aus dem Kino schon kennt.
Ein Dankeschön an die Menschen, die mit mir diesen wundervollen Abend und deren geniale Stimmungsvielfalt genossen haben.

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