Der Blick aus meinem Fenster.
Abenddämmerung nach einem langen Tag. Es kommt näher, das Gewitter in der Ferne. Die Schwüle, Druck flimmert darin. Rasch ändernde Wolkengebilde am Himmel. Da steht sie. Die Eule. Ganz oben auf dem Dachgiebel. Sie blickt ebenso in die Ferne zu dem nahenden Gewitter und überblickt doch um so vieles mehr.
Ihre Gestalt ist voller Eleganz, Weisheit und Güte. Keine Bewegung. Alles hält inne.
Die Spannung nimmt zu, leichte Luftzüge durchstreifen mein Gesicht und das der Eule. Die Energie des Gewitters kommt näher und umgibt uns.
Dann ertönt ihr Schrei. Nicht schrill, so fein, doch die Luft durchschneidend. Ein Singen, ein Fordern, fast ein Klagen. Manifestierend und nachhaltig. Ein Ruf in die Weite und so durchdringend. Nicht mal eine Sekunde darauf folgt der Blitz. Sie hat ihn erahnt. Er zuckt auf, versetzt alles für winzige Momente in ein mystisches gleißend helles Licht. So voller Wahrheit hört man das Klingen ihrer Töne.
Sie breitet langsam ihre Flügel aus und hebt sich geräuschlos in die Lüfte, noch bevor der Donnerschlag sie schrecken oder hindern kann. Voller Lebendigkeit fliegt sie frei in das Gewitter hinein. Begleitet von Schönheit und Anmut.
Der Blick aus meinem Fenster.