Ein lauer Spätsommerabend eignet sich für „Alle sieben Wellen“, der Fortsetzung von „Gut gegen Nordwind“. Selten hat eine Fortführung mindestens eine ebensolche Qualität wie die Anfangsgeschichte, doch hier bestätigt sich die Ausnahme. „Kann Nähe noch näher sein?“
Die Protagonisten bedürfen nicht mehr der Neuigkeit und so entsteht Raum für die Tiefe der Charaktere, die sich im Laufe der Handlung immer wieder anders darstellen. Das macht ihre Vielfalt aus, was durch gelungen minimalistische Inszenierung und Darbietung der Schauspieler gekonnt im Gegensatz hervor gehoben wird.
Von der Idealisierung des anderen in einer Schreibbeziehung und dem spannenden Unterfangen, diese in die Realität zu überführen. „Ich fühle mich zwar ein wenig ausgehöhlt, aber erfreulich echt.“
Es sind Mut, Wahrheit, Ausloten von Stimmungen und Auseinandersetzung notwendig, sowie die sieben Wellen:
„Warum ich dir schreibe? Weil mir danach ist. Und weil ich nicht wortlos auf die siebente Welle warten will. Ja, hier erzählt man sich die Geschichte von der unbeugsamen siebenten Welle. Die ersten sechs sind berechenbar und ausgewogen. Sie bedingen einander, bauen aufeinander auf, bringen keine Überraschungen. Sie halten die Kontinuität. Sechs Anläufe, so unterschiedlich sie aus der Ferne betrachtet auch wirken, sechs Anläufe – und immer das gleiche Ziel.
Aber Achtung vor der siebenten Welle! Sie ist unberechenbar. Lange Zeit ist sie unauffällig, spielt im monotonen Ablauf mit, passt sich an ihre Vorgängerinnen an. Aber manchmal bricht sie aus. Immer nur sie, immer nur die siebente Welle. Denn sie ist unbekümmert, arglos, rebellisch, wischt über alles hinweg, formt alles neu. Für sie gibt es kein Vorher, nur ein Jetzt. Und danach ist alles anders. Ob besser oder schlechter? Das könnten nur jene beurteilen, die von ihr erfasst worden sind, die den Mut gehabt haben, sich ihr zu stellen, sich in ihren Bann ziehen zu lassen.
Nun sitze ich seit gut einer Stunde hier, zähle die Wellen ab und beobachte, was jeweils die siebenten treiben. – Emmi Rother“ Ist es die siebte Welle, die letztlich in die Freiheit führt.
„Du lebst dein Leben. Ich lebe mein Leben. Und den Rest leben wir gemeinsam.“
Einzige kleine Störung in diesem wunderbaren Zusammenspiel der Empfindungen: wenn ein Kuss über eine Distanz gegeben wird, niemals ein Schmatzen als Begleitgeräusch – da saust kurzfristig alles in den Keller.