Dämmernd lag der Leopard auf der Lauer. Mit der ihm eigenen Jagdtaktik, der Lauerjagd. Gefleckt auf dem Ast im schattigem Schutz des Baumes die Herde unten beobachtend. Leicht gelangweilt geht der ruhige Puls in seiner Brust. Bewegungen registrierend. Im sicheren Abstand, seine Jagdinstinkte im Griff. Sein Hunger wächst.
Lange Zeit, die Formationen der Herde erblickend, ordnend. Gelegentlich einzelne Formen, Geweihe, Hufen, jedoch immer nur Puzzleteile. Sein Hunger wächst.
Er senkt den Kopf, die Schulterblätter herausragend, schärft seine Sinne. Das schafft etwas Nähe zur Herde, jedoch in der Distanz. Der Puls schlägt fester. Als Leopard wittert er die Herde, manchmal ein Geweih mit etwas Schönheit. Fast notwenige Nahrung. Sein Hunger wächst.
Die Jagdinstinkte sind geöffnet, die Witterung aufgenommen. Ein bisher nicht zu ordnender Wohlgeruch entströmt dieser Herde, fein silbrig schillernd. Sein Hunger wächst.
Geschmeidige Konzentration überzieht anmutig sein Fell, die Augen beginnen zu leuchten, zartwildes Knurren. Andere Empfindungen weichen zurück, die Jagd beginnt. Speichel, Muskelfasern, Sehnen, Maserung. Sein Hunger wächst.
Er springt. Das Packen des Opfers. Doch kurz vor diesem Augenblick treffen sich in der Luft die reflektierenden Pupillen der Katzen. Silbrige Maserung, fremd vertrautes Knurren.
Ein Schneeleopard in der Art der Anschleichjagd fast unerkannt inmitten der vielen Gliedmaßen und Geweihe. Brüllt nie, ist sicher im schwierigen Gelände, verfügt über ein großes Sprungvermögen und liebt lichte Wälder und Steine.
Erfüllender Wohlgeruch der beiden bisher gewohnten Einzelgänger. Verwirbeln der Instinkte, verharrende Pfoten, Zischen der Zähne im fiebrigen Puls. Doppelt reflektierende Pupillen, Übereinkunft der Herzfrequenzen in der Neuerung des Erlebens. Die Überschneidung der Reviere zu einer neuartigen Welt.