Die Laterne im Nebel

Auf meiner Reise nach Potsdam in 2012 habe ich die Kamera dabei. Kalter November voller Nebel – wunderschön, um gegen Abend durch die Straßen zu laufen und Aufnahmen zu machen.
Ich sehe eine Laterne, die von Nebelschwaden umgeben ist und bleibe stehen, um sie zu fotografieren. Da höre ich plötzlich eine freundliche Frauenstimme neben mir:
„Entschuldigung, was machen Sie denn da?“
„Ich fotografiere“, antworte ich wahrheitsgemäß.
„Und was soll das für ein Bild werden? Da ist doch gar nichts zu sehen?“
„Doch, eine Laterne im Nebel.“
Die Frau ist inzwischen von ihrem Fahrrad abgestiegen und neben mir stehen geblieben. Dann fängt sie an zu erzählen: „Ja, der Nebel ist heute ganz intensiv. Eigentlich mag ich den Nebel. Ich wohne seit vielen Jahren da drüben in einem Plattenbau im sechsten Stock. Und als ich heute Morgen aus dem Fenster sah, konnte ich vor lauter Nebel nichts erkennen. Der ist auch den ganzen Tag geblieben und er macht die Kleidung und die Sachen ganz feucht.“
Ich antworte: „Ja, das hat der November wohl so an sich. Aber Nebel kann auch sehr schön sein.“
Die Frau sagt dann: „Wissen Sie was? Man sollte ja fotografieren, was einem gefällt. Jetzt fahre ich hier fast jeden Tag an dieser Laterne vorbei und mir ist noch nie aufgefallen, wie schön sie im Nebel aussehen kann. Danke für diese Anregung.“
Sie steigt auf ihr Fahrrad und fährt davon…

 

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